Sonne, Wind und Wasserstoff: Möbelindustrie mit neuer Energie
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Energiewende als Chance
Ein geringerer CO₂-Fußabdruck schont nicht nur die Umwelt, sondern kann auch die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Denn Ressourcen-, Energie- und Materialeffizienz helfen langfristig, Kosten zu sparen. Die Möbel- und Zulieferindustrie entwickelt daher bereits seit einiger Zeit Strategien, um die Energiewende aktiv zu unterstützen. Für manche Unternehmen der Branche bedeutete das oftmals eine Transformation ihrer Produktion und Distribution. Dafür mussten Geschäftsmodelle überdacht und neue Themen etabliert werden. Außerdem brauchte es Ziele, Strategien und Maßnahmen für die praktische Umsetzung im Betrieb und die Einbindung der Mitarbeitenden. Viele sahen und sehen dieses Change-Management als Chance für eine neue Marktpositionierung.
Auf dem Weg zur klimaneutralen Möbelherstellung
Zahlreiche Unternehmen der Möbel- und Zulieferindustrie haben ihre Produktions- und Vertriebsprozesse in den vergangenen Jahren auf den Prüfstand gestellt. Der Betrieb wurde teilweise oder komplett auf erneuerbare Energien umgestellt.
Rund 70 Unternehmen der Branche sind mittlerweile Partner eines Klimapakts, den die Deutsche Gütegemeinschaft Möbel (DGM) bereits 2016 ins Leben gerufen hat. Die CO₂-Emissionen der teilnehmenden Unternehmen möchte die Initiative unter anderem mit einer Klimaschutzberatung so weit wie möglich verringern und im Idealfall vollständig reduzieren. Etwa 50 der Teilnehmenden haben aktuell die höchste Stufe des Klimapakts erreicht und tragen das RAL-Gütezeichen „Möbelherstellung Klimaneutral“.
Maßnahmen für mehr Energieeffizienz
Durch kluges Energiemanagement konnten zahlreiche Unternehmen ihre Umweltbilanz maßgeblich verbessern. So wird zum Beispiel mittlerweile in vielen Betrieben ein Großteil der eingesetzten Wärme- und Kühlenergie aus erneuerbaren Quellen gewonnen. Ein erhöhter Anteil von Recycling und die Verwendung nachwachsender und regionaler Rohstoffe tragen zur Energieeinsparung bei.
Reststoffe, die beispielsweise beim Zuschnitt von Spanplatten anfallen, werden in Biomasseheizwerken zu neuer Energie. Geräte wie Spritzgussmaschinen werden durch moderne, energieeffizientere Anlagen ersetzt. Bei der Logistik bietet der Ausbau der E-Ladeinfrastruktur für LKWs Möglichkeiten, den CO₂-Ausstoß zu senken. Dabei bleibt es nicht bei Einzelmaßnahmen. Energieeffizienz wird meistens in der Unternehmensstrategie verankert und die Ergebnisse werden regelmäßig in Nachhaltigkeitsberichten überprüfbar gemacht.
Mit klugem Energiemanagement können Unternehmen ihre Umweltbilanz maßgeblich verbessern. (Quelle: Nuno Marques auf Unsplash)
Gemeinsamer Austausch über gute Lösungen
Den Weg zur Klimaneutralität sollen auch neue Energiequellen wie Biogas oder grüner Wasserstoff ebnen, für die es einen wachsenden Markt gibt. Ganz ohne Emissionen wird die Produktion von Möbeln und deren Komponenten indes nicht funktionieren, aber schon mit der Umstellung auf „grüne“ Energie können diese erheblich reduziert werden.
Um Potenziale für den Klimaschutz zu nutzen, sollten entsprechende Maßnahmen messbar und als Best-Practice-Modelle auch für andere Unternehmen verfügbar sein. Für den Austausch über gute Lösungen in der betrieblichen Energieeffizienz wurde unter anderem die Klimainitiative „gemeinsam klimaneutral 2030“ gestartet. Die Industrie- und Handelskammern der Möbel-Region Ostwestfalen stellen hierfür ein Bilanzierungstool zur Verfügung. Teilnehmende Unternehmen können damit einmal pro Jahr ihre CO₂-Bilanz für den eigenen Standort ermitteln, um so den Erfolg ihrer Umweltmaßnahmen zu prüfen.
Gesetzlicher Vorrang von erneuerbaren Energien
Länder wie die USA, das Vereinigte Königreich oder Deutschland streben bis 2035 eine klimaneutrale Stromversorgung an. Das Tempo für den Ausbau nachhaltiger Energieerzeugung wird daher deutlich erhöht.
In Deutschland ist das „überwiegende“ öffentliche Interesse an erneuerbaren Energien bereits gesetzlich festgelegt. Bei Planungs- und Genehmigungsverfahren haben solche Energieformen daher künftig Vorrang. Das Thema bleibt für Unternehmen also hochaktuell, auch wenn für 2023 mit einer Entspannung an den Energiemärkten gerechnet wird. Denn energiebewusstes Verhalten und die Umsetzung entsprechender Maßnahmen zahlt sich langfristig aus.