Köln: 20.–23.05.2025 #interzum

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Neuer Schwung für mehr Ressourcenschonung.

Materialkreisläufe für Matratzen

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Jährlich werden weltweit Millionen von Matratzen entsorgt, aber nur ein Bruchteil davon wird recycelt. Ausrangierte Produkte zersetzen sich wegen ihrer Beschaffenheit nur langsam auf der Abfalldeponie. Die Industrie entwickelt daher schon länger Lösungen für deren Wiederverwertung und Kreislauffähigkeit. Aktuelle Initiativen und innovative Komponenten verleihen diesen Bemühungen neuen Schub.

Illustration eines Produktkreislaufs für Matratzen

Mit der sogenannten „Mission Pure“ möchte der Matratzenhersteller Schlaraffia mit jedem neuen Produkt ein Stück weiter in Richtung Kreislaufwirtschaft gehen. Copyright: Aquinos Bedding Germany GmbH – Schlaraffia

Neue Impulse: Initiativen der Matratzenbranche

Um eine nachhaltigere Entwicklung voranzutreiben hat die Matratzenbranche Initiativen wie das Mattress Recycling Council (MRC) mit Sitz in den USA oder das deutsche Netzwerk ReNewTex gegründet. Eine der jüngsten ist die 2024 ins Leben gerufene Matratzen Allianz in Österreich, die sich für ökologisch und ökonomisch nachhaltige Geschäftsmodelle in der Matratzenbranche einsetzt. Ziel ist es, die Rahmenbedingungen auf dem weiteren Weg zu einer Kreislaufwirtschaft mitzugestalten und Hindernisse zu beseitigen.

Schaumstoff-Recycling: Herausforderung und Ziele

Polyurethan (PU) ist als Hauptmaterial in Matratzenschäumen wegen seiner dauerhaften chemischen Struktur nicht leicht zu recyceln. Mit neuesten Verfahren lassen sich PU-Abfälle in Polymergranulat umwandeln, womit zum Beispiel Sneaker-Sohlen oder Handyhüllen hergestellt werden können. Das recycelte Material lässt sich bislang aber nur bedingt in die Produktion neuer Matratzen einbinden. Mehr Materialeffizienz ist daher ein zentrales Ziel für die Etablierung von Produktkreisläufen.

Grüne Taschenfederkern-Matratze

Antecon bietet Taschenfederkern-Modelle der Kollektion „Green Line“, die ohne PU gefertigt werden. Copyright: Antecon S.r.l.

Mehr Effizienz für weniger Abfall

Ausgedienter Matratzenschaum soll mit neuen chemischen Verfahren direkt zurück in seine Hauptbausteine zerlegt werden, um als Rohstoff wieder in den Produktkreislauf zu gelangen. Langfristiges Ziel ist es, sortierte PU-Schäume mit mechanischen und chemischen Technologien nach sorgfältiger Sortierung der Schaumsorten in Schneideanlagen so effizient wie möglich zu recyceln. Eine Alternative ist der Verzicht auf PU bei Matratzen. Hersteller wie Antecon aus Italien bieten bereits einzelne Taschenfederkern-Modelle mit einer steiferen Kante, die ohne PU auskommen und 100 Prozent recycelbar sind.

Blick in ein Schlafzimmer

Die Aquinos Group hat die Einführung eines Chips in Matratzen von Schlaraffia mit Informationen zu allen verwendeten Komponenten und Materialien angekündigt. Copyright: Aquinos Bedding Germany GmbH – Schlaraffia

Saubere Sache: Einführung von EPR-Systemen

Vorsortierte und saubere Ausgangsmaterialien sind die Voraussetzung für das effiziente Matratzenrecycling. Vermehrt wird daher eine erweiterte Verantwortung der Hersteller gefordert. Länder wie Frankreich, Belgien, die Niederlande und einige US-Bundesstaaten haben bereits EPR-Systeme eingeführt, um die Sammlung, Zerlegung und Wiederaufbereitung der Komponenten verbindlich zu regeln. Auch die aktuelle Überarbeitung der europäischen Abfallrahmenrichtlinie sieht die Einführung dieses Systems für solche Matratzen vor, die hauptsächlich aus Textilien bestehen.

Blick in das Innere einer Matratze mit Taschenfederkern

Die einfache Trennung der Matratzenschichten wird mit Innovationen wie dem Klebstoff „365 Debonding Adhesive“ der Marke Simalfa ermöglicht. Copyright: ALFA Klebstoffe GmbH

Produktpass und Kreislauf-Komponenten

Weitere wichtige Voraussetzungen für kreislauffähige Matratzen sind zirkuläre Bestandteile und ein digitaler Produktpass. Als einer der größten europäischen Matratzenhersteller entwickelt die Aquinos Group ein solches digitales Tool für die Eigenmarke Schlaraffia. Auf der diesjährigen imm cologne wurde die Einführung eines Chips in Matratzen mit Informationen zu allen verwendeten Komponenten und Materialien angekündigt. Die Bestandteile der Matratze selbst werden ebenfalls immer nachhaltiger. So bieten Hersteller wie der Taschenfederkern-Spezialist AGRO mittlerweile ein komplett zirkuläres Produktportfolio mit bereits recycelten Elementen. Innovationen wie der auf Wasserbasis entwickelte Klebstoff „365 Debonding Adhesive“ der Marke Simalfa ermöglichen die einfache Trennung der Matratzenschichten. Das Produkt wurde hierfür mit dem interzum forum italy award 2024 ausgezeichnet.

Blick in eine Messehalle mit Maschinen auf der interzum

Aussteller aus dem Segment Textile & Machinery werden auf der interzum 2025 wieder zahlreiche Neuheiten präsentieren. Copyright: Koelnmesse GmbH

interzum 2025: Information und Inspiration

Auf der kommenden interzum in Köln werden Unternehmen und Fachleute zusammenkommen, die an der Weiterentwicklung zirkulärer Lösungen arbeiten: Um Produktkreisläufe in der Matratzenindustrie zu schließen und noch mehr Abfälle in wertvolle Ressourcen umzuwandeln. Auf den Messeständen der internationalen Aussteller werden dann wieder zahlreiche Neuheiten präsentiert. Außerdem wird sich das Trendforum Textile & Machinery mit dem Digitalen Produktpass beschäftigen und branchenrelevante Informationen zu dessen Umsetzung bieten – weitere wichtige Schritte auf dem Weg in die Kreislaufwirtschaft.