Köln: 20.–23.05.2025 #interzum

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Ein Interview mit byform produktdesign

Interview: Rethink Furniture

Unter dem Titel „Rethink Furniture – Less, but Better“ gestalten Kristina Meyer und Thorsten Rosenstengel von byform produktdesign das Trendforum Function & Components auf der kommenden interzum. Wir sprechen mit den beiden über die Inhalte des Trendforums, die Entwicklung kreislauffähiger Produkte und warum weniger im Design mehr sein kann.

Thorsten Rosenstengel und Kristina Meyer von byform produktdesign

Thorsten Rosenstengel und Kristina Meyer von byform produktdesign Copyright: byform produktdesign

Zukunftsorientiertes Trendforum

Für die interzum 2025 gestalten Sie das Trend Forum Function & Components. Wie spiegelt sich darin das Leitthema der Messeausgabe „Rethinking Resources: Circular and Biobased Solutions“ wider?

Wie bereits auf der interzum 2023 möchten wir wieder einen Blick in die nahe Zukunft werfen und herausarbeiten, mit welchen Themen sich die Beschlagindustrie in den kommenden Jahren beschäftigen wird – und beschäftigen muss. Ein zentraler Fokus liegt darauf, kreislauffähige Lösungen zu entwickeln, bei denen Material, Technik und innovative Ideen Hand in Hand gehen. Besonders herausfordernd ist es, biobasierte Lösungen für den Bereich der Beschläge zu finden. Hier werden wir zeigen, wie ein Zusammenspiel aus nachhaltigen Materialien, zukunftsweisenden Technologien und durchdachtem Design dazu beitragen kann, Möbel und Produkte konsequent kreislauffähig zu denken.

Gibt es weitere Neuheiten, die Sie auf dem Trendforum zeigen?

Neu im Fokus steht die Frage, wie sich der digitale Produktpass in komplexeren Möbelkonstruktionen umsetzen lässt. Dieses Werkzeug wird in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen, um Materialflüsse transparenter zu gestalten und die Rückführung in den Kreislauf zu erleichtern. Das Trend Forum wird diese Themen praxisnah und zukunftsorientiert aufgreifen und Lösungen präsentieren, die der Branche neue Perspektiven eröffnen.

Designentwurf für den Messestand des Trendforums Function & Components

Visualisierung des Standdesigns für das Trendforum Function & Components auf der interzum 2025. Copyright: byform produktdesign

Kreislaufdesign: weniger, aber besser

„Rethink Furniture – Less, but Better“ lautet der Titel des aktuellen Trendforums. Das Prinzip „Weniger, aber besser“ entlehnen Sie der Haltung des Designers Dieter Rahms. Wie lässt sich dieses Credo der Nachkriegsmoderne auf heutige Produktions- und Vermarktungsprozesse übertragen?

Angesichts der zukünftigen Anforderungen, Produkte kreislauffähig zu gestalten, wird das Ziel erheblich erleichtert, wenn von Beginn an ein Prinzip wie „weniger, aber besser“ im Fokus steht. Je komplexer und vielschichtiger Produkte im Herstellungsprozess und in ihrer Materialzusammensetzung gestaltet sind, desto schwieriger wird es, die angestrebte Kreislauffähigkeit zu erreichen. Denken wir jedoch an zerlegbare, werkzeuglose Konstruktionen und eine sortenreine Trennung der Materialien, können die Ziele deutlich einfacher und effizienter realisiert werden.

Blick von oben auf den Standentwurf für das Trendforum Function & Components

Visualisierung des Standdesigns für das Trendforum Function & Components auf der interzum 2025. Copyright: byform produktdesign

Verschiedene Themenschwerpunkte

Welche inhaltlichen Schwerpunkte wird das Trend Forum auf der interzum 2025 haben?

Das Trend Forum wird sich auf verschiedene Themenschwerpunkte konzentrieren und in Halle 10.2 als zentraler Treffpunkt für Innovationen und Entwicklungen der Beschlagindustrie dienen. Gemeinsam mit verschiedenen Partnern aus der Branche bündeln wir die aktuell diskutierten und umgesetzten Themen, um Besuchern einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Trends und Herausforderungen zu bieten.

Wie setzen Sie diesen Anspruch in der Gestaltung des Trendforums um?

Die Inhalte werden so aufbereitet, dass sie sowohl anschaulich als auch haptisch erlebbar sind. Besucher können sich durch eine Kombination aus Studien und marktreifen Produkten ein Bild davon machen, wie die Beschlagindustrie Lösungen für die zentralen Fragestellungen der Zukunft entwickelt. Ziel ist es, nicht nur Inspiration zu liefern, sondern auch praktische Ansätze und innovative Konzepte aufzuzeigen, die die Branche weiter voranbringen.

Detail einer 3D-gedruckten Struktur

Trendforum Function & Components auf der interzum 2025, Detail. Copyright: byform produktdesign

Marktentwicklungen und Perspektiven

Auf der vergangenen interzum 2023 haben Sie bereits zirkular gedachte Produkt- und Beschlagwelten präsentiert. Welche Entwicklungen beobachten Sie seitdem bei diesem Thema?

Der Markt und die Hersteller werden zunehmend sensibler für zirkular gedachte Produkt- und Beschlagwelten. In neuen Entwicklungsprozessen werden nachhaltige Verbesserungen und Lösungen von Anfang an mit einbezogen – was zeigt, dass das Bewusstsein für umweltfreundliche Ansätze wächst. Gleichzeitig wird großer Wert daraufgelegt, Greenwashing zu vermeiden. Stattdessen stehen eine ehrliche und transparente Kommunikation über die Eigenschaften und den Entwicklungsstand der Produkte im Vordergrund. Dabei wird auch offen anerkannt, dass noch nicht alle Ziele erreicht werden können – diese Analyse gilt es anzuerkennen auf dem Weg zur nachhaltigen Transformation.

Was muss sich noch ändern?

Damit innovative Ideen auf dem Markt erfolgreich bestehen können, ist es entscheidend, dass sowohl Unternehmen als auch Verbraucher ihre Perspektiven ändern. Die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten muss weiter gesteigert werden, um den Wandel hin zu kreislauffähigen Lösungen langfristig zu beschleunigen und zu sichern.

Blick auf das Trendforum Function & Components auf der interzum 2023

Trendforum Function & Components auf der interzum 2023. Copyright: Koelnmesse GmbH

Potenzial der Künstlichen Intelligenz

Welche Veränderungen erwarten Sie generell im Hinblick auf die Möbelindustrie? Denken Sie, dass Künstliche Intelligenz den Weg in die Kreislaufwirtschaft beschleunigen wird?

Technische Innovationen und KI-Anwendungen bieten enormes Potenzial, um auch in der Möbelindustrie transformative Veränderungen voranzutreiben. Zahlreiche Prozesse, die ein Möbelstück durchläuft – von der Planung über die Produktion bis hin zur Nachnutzung – können durch den Einsatz moderner Technologien effizienter gestaltet werden.

Können Sie hierfür ein Beispiel nennen?

Ein Beispiel dafür ist der Einsatz von digitalen Zwillingen. Diese ermöglichen es, Fehler frühzeitig zu erkennen, Optimierungen bereits in der Entwicklungsphase umzusetzen und die Materialeffizienz deutlich zu steigern. Zudem können mit Hilfe von KI gezielt Produkte entwickelt werden, die passgenau auf die Anforderungen des Marktes und der Endkunden abgestimmt sind.

Wie lassen sich solche Innovationen auf breiterer Basis umsetzen?

Der Weg zu einer breiten Umsetzung im Markt erfordert noch hohe Investitionsbereitschaft und Offenheit von Unternehmen. Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, die Wirksamkeit neuer Technologien für ihren spezifischen Kontext zu bewerten und in bestehende Strukturen zu integrieren. Parallel dazu muss auch der Verbraucher diesen Wandel aktiv mitgehen. Es braucht ein neues Verständnis für eine neue Ästhetik, eine gesteigerte Wertschätzung von Reparatur und eine stärkere Orientierung hin zu nachhaltigem Konsumverhalten, um den Wandel auf allen Ebenen erfolgreich zu machen.